Sachsen-Anhalt lernt von Kopenhagens Schwammstadt-Modell

Pünktlich zum Beginn der Sommerferien steigen die Thermometer in Sachsen-Anhalt. Doch die letzten Starkregenereignisse im Mai und Juni sind noch nicht vergessen. Wie Orte in der Region damit künftig besser umgehen und sogenannte „Schwammstädte“ werden können, ist ein Thema, mit dem sich das Kompetenzzentrum Wasserwirtschaft beschäftigt.

Zu diesem Anlass nahm unsere wissenschaftliche Mitarbeiterin Isabel Peters kürzlich bei einer Exkursion der Hochschule Magdeburg-Stendal teil. Gemeinsam mit Studierenden im Bereich Wasserwirtschaft und unter der Leitung von Prof. Dr. Jürgen Wiese ging es für sie in die Vorzeige-Schwammstadt Kopenhagen. Nach einem verheerenden Wolkenbruch 2011 hat Dänemarks Hauptstadt vieles unternommen, um volle Keller und Wohnungen zu verhindern.

„Wenn man genau darauf achtet, finden sich in Kopenhagen überall viele kleine Speicherräume für Wasser – und das in der ganzen Stadt“, sagt Isabel Peters.

„Alle Einzelmaßnahmen sind nicht nur im Ernstfall sinnvoll, sie haben in erster Linie einen positiven Nutzen für die Bürger. Es sind Spielplätze, tiefer gelegte Fußballfelder oder Fahrradschuppen mit Gründach, die als Rückhalteflächen dienen und das Stadtbild verschönern.“ Dadurch sei die Akzeptanz in der Bevölkerung für diese Maßnahmen sehr hoch.

Auf der prall gefüllten Agenda der Delegation aus Sachsen-Anhalt standen unter anderem Besichtigungen in einem Biomassekraftwerk, mehreren Wasserwerken oder dem Greater Copenhagen Living Lab zum Thema Energie und Wasser. Natürlich durfte ein Blick in die Kläranlagen in Kalundborg nicht fehlen. „In einer Anlage nutzt man seit Jahren Wärmepumpen für den Ablauf“, so Peters. „Die dänischen Kolleginnen und Kollegen haben wertvolle Erfahrungen gesammelt, von denen wir durch den Kontakt direkt profitieren können.“

Ein weiterer Aspekt der Exkursion war der Küstenschutz, den man anhand des Projektes “Lynetteholmen” im maritimen Museum näher erläuterte. Es handelt sich um eine künstliche Halbinsel, die nicht nur Platz für 35.000 Einwohner bieten, sondern die Stadt auch vor steigenden Wasserständen schützen soll. Lynetteholmen ist nicht unumstritten. So vermuten Kritiker starke Auswirkungen auf die Natur und Tierwelt in der Ostsee aufgrund des Einflusses auf die Strömung durch den Bau.

Spannend war auch ein Termin bei DHI. Das dänische Unternehmen ist auf Wasserumweltforschung und -beratung spezialisiert. Es entwickelt Softwaretools, führt Umweltanalysen durch und unterstützt so nachhaltige Wasserwirtschaft. Ziel ist es, die komplexen Herausforderungen im Wasserbereich durch wissenschaftlich fundierte Ansätze zu lösen. „Bei DHI präsentierte man uns eine hydrodynamische Modellierung“, sagt Isabel Peters. „Mithilfe einer Software können unter anderem Flüsse, Küstenbereiche und ihre Auswirkungen auf das Ökosystem modelliert werden.“

Peters Fazit: „Kopenhagen ist eine sehr fortschrittliche Stadt. Sowohl die Politik als auch die Bevölkerung stehen hinter den Schwammstadtmaßnahmen. Was im Wesentlichen an der Ästhetik und den spürbar positiven Effekten liegen dürfte. Man brennt dort regelrecht dafür. Die bürokratischen Hürden für die Umsetzung sind im Vergleich zu Deutschland niedrig. Für mich sind das die wesentlichen Schlüssel zur Akzeptanz und damit zum Erfolg.“

Wasserstraße in Kopenhagen. Foto: Isabel Peters